Nehmen wir einmal an, Berlin wäre in den letzten Jahren nicht zum In-Punkt der Künstler geworden. Düsseldorf wäre noch D'dorf wie eh und je. Nun denn: Und D'dorf wäre nicht D'dorf und die gefühlte Kunsthauptstadt, wenn es nicht einen klitzekleinen eigenen Akzent zum Thema Kunst setzen würde.
Das
Museum Kunstpalast verfügt zwar über eine eigene Sammlung, lebt
aber von den publikumswirksamen Sonderausstellungen, zum Beispiel 2010
Le grand geste! oder
Nam June Paik und
2012
El Greco und die Moderne). Meist haben diese irgendeinen Bezug zu Düsseldorf oder der Kunstakademie. Einmal im Jahr findet im März für 3 Wochen die "Große" statt, eine Kunstausstellung von und mit Düsseldorfer Künstlern (
Die Große 2015), die vor allem
viel Kunst zeigt, wobei Quantität ja nicht unbedingt mit Qualität einhergeht. Bei SpotOn richten sich zweimal im Jahr die Blicke im Kunstpalast auf Einzelsammlungen, Schwerpunkte, auf Besonderheiten, auf Abseitiges, auf normalerweise im Lager Verborgenes (z. B.
SpotOn 2015 oder 2011 auf
Clemens Weiss). Hervorzuheben ist außerdem das
Glasmuseum mit Glasobjekten von der Antike über den Jugendstil und Bauhaus bis zur Gegenwart.
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Nam June Paik
Stiftung Kunstpalast, 2010
Foto: Vera Kriebel |
Der Kunstpalast liegt im Ehrenhof - ein ganzes Ensemble wuchtiger Klotzbauten aus den 1920ern. Stlistisch sind sie dem Expressionismus zuordbar, allerdings verharmlost dss durchaus die Ehrenhof-Architektur, die sich offen an römischen Monumentalbauten orientiert und sich damit nicht wirklich vom pathetischen neoklassizistischen Stil der Epoche Wilhelm II. oder - und dieser Eindruck drängt sich tatsächlich auf - eines Nationalsozialisten Albrecht Speer unterscheidet. Das Museum Kunstpalast schließt den Ehrenhof nördlich ab, am südlichen Ende befindet sich die Tonhalle, das langgezogene Kunstforum NRW zieht sich dazwischen entlang. Da
die Aufteilung des Museums nicht auf den ersten Blick erkennbar ist,
hier eine kleine Hilfestellung: Mit Blick im Ehrenhof gen Tonhalle nach
Süden ist das rechte Gebäude der Altbau bzw. Sammlungsflügel, der die permanente
Sammlung mit oft kleinen intimen Ausstellungkabinetten und das Glasmuseum enthält.
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Glasziege, Marta Klonowska
Glasmuseum Hentrich,
Kunstpalast, DÜS
Foto: Vera Kriebel, 2011 |
Linkerhand liegt der Neubau bzw. Ausstellungsflügel, der im Erdgeschoss Museumsshop und
Garderobe sowie einen kleinen Ausstellungsraum aufweist, im ersten Stock
große Säle für Sonderausstellungen und ein Café (sowie auch die Toiletten :-) Die Beschilderung möchte die Besucher nämlich unbedingt und unnötigerweise hierfür in den Keller schicken). Die weiten und hohen Säle des 2000 neu gestalteten Ausstellungsflügels bringen besonders großformatige
Kunstwerke fantastisch zur Geltung. Im Treppenhaus hängt ein mobile-artiges
Gebilde von Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger namens "Das vegetative
Nervensystem", das verspielt und neckisch wie ein Mobile oder ein bunter
Osterstrauß wirkt, mit Ratte und Fledermaus und ein wenig süßlich.
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Sammlung Alte Meister / Kunsthandwerk
Kunstpalast Düsseldorf |
Schwerpunkte im Museum Kunstpalast Düsseldorf
Die Sammlung der Stiftung Museum Kunstpalast umfasst Schwerpunkte, die manchmal den Eindruck einer privaten Wunderkammer und eines Sammelsuriums aufkommen lassen - was durchaus im Museum selbst begründet ist, das zu nicht unerheblichen Teilen aus den Dauerleihgaben privater Sponsoren und insbes. der
Stiftung der Museumsfreunde besteht und seit 2001 als Stiftung in Public-private-partnership betrieben wird.
Besonders beachtenswert sind:
- das Glasmuseum;
- die alte Abteilung, die alte Meisterwerke in durchaus einzigartiger Art gedrängt und geballt zeigt. Werke aus dem Mittelalter, der Gotik bis zum Barock, zum Beispiel süddeutsche
Spätgotik, Peter Paul Rubens, italienische, flämische und
niederländische Malerei der Renaissance und des Barocks hängen neben kirchlicher und angewandter Kunst, orientalischem Kunsthandwerk, asiatischer Kunst, Möbeln und Designobjekten.
Hinzu kommen:
- Graphische Werke (u. a. italienischer Barock)
- Düsseldorfer Kunstszene (wobei die Kunstakademie eine herausragende Rolle spielt):
- Düsseldorfer Malerschule des 19. Jahrhunderts
-
Künstlerischer Aufbruch, der sich 1953 mit der am Niederrhein
begründeten Gruppe 53 formierte. Informel. (2010 Ausstellung Le grand
geste!), unter anderem mit Werken von Gerhard Hoehme.
- Der "ZERO-Lichtraum - Hommage à Fontana" von Heinz Mack,
Otto Piene, Günter Uecker, 1964 auf der 3. Documenta präsentiert. Mit
der Gruppe ZERO wurde Düsseldorf zu einen wichtigen internationalen
Zentrum der Avantgarde.
- Einige der wichtigsten
Düsseldorfer Künstler der 1960er und 1970er Jahre, zum Beispiel Joseph
Beuys, Gerhard Richter, Sigmar Polke.
- Düsseldorfer Fotografie (Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky, Thomas Struth, Axel Hütte, Boris Becker).
-
Neue Medien und dokumentarische Fotos: Archiv künstlerischer
Fotografie der rheinischen Kunstszene (AFORK), unter anderem mit der
Projektion Eigenbewegung (1969) von Katharina Sieverding.
- Klassische Moderne (unter anderem Expressionismus)
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Glasmosaik, Johan Thorn Prikker
Foyer Altbau
Foto: Vera Kriebel, 2010 |
Infos zum Museum Kunstpalast in Düsseldorf
Achtung: Auch 2015 ist nicht die gesamte Sammlung zugänglich, dies betrifft Teile des Glasmuseums und die Sammlung, von der nur Highlights insbes. des 19./20. Jahrhunderts gezeigt werden.
- Adresse / Kontakt: Stiftung Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf, Mail: info@smkp.de, Tel. 0211 566 42 100. Kunstpalast-Website.
- Anfahrt Kunstpalast: Kostenloses Faltblättchen mit Stadtplan (S. 36/37) des Tourist Information Office (Vorplatz Düsseldorfer Hauptbahnhof).
Anreise
ÖPNV: Ideal mit dem Nahverkehr über Hauptbahnhof, alle U-Bahn-Linien
Richtung Altstadt, Ausstieg je nach Linie Nordstraße oder Tonhalle
(Fußweg etwa 500 m). Am einfachsten ist es vom Düsseldorfer Hauptbahnhof
mit den Linien U74, 75, 76, 77 (Richtung
Oberkassel/Altstadt/Heinrich-Heine-Allee, ausgeschildert sind meist nur die Endhaltestellen Lörick, Neuss, Meerbusch/Krefeld), Haltestelle
Tonhalle/Ehrenhof, dort rechts (nordöstlich) halten, etwa 200 Meter
Fußweg durch den Park oder den Ehrenhof (Liniennetzplan zum Download; Touristeninfo zum ÖPNV).
Anreise mit dem Auto:
Beschilderung "Kulturzentrum Ehrenhof". Parkhäuser: Untere Werft am
Rheinufer, Ratinger Str. / Ecke Heinrich-Heine-Allee, Tiefgaragen der
E-on Verwaltung oder der Victoria-Versicherung (werktags ab 18 Uhr).
- Öffnungszeiten:
Di-So 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr, montags geschlossen (außer an
Feiertagen). Einzelne Sonderausstellungen können auch abweichende
Öffnungszeiten haben.
- Eintrittspreise uneinheitlich: Variierend je nach Ausstellung zwischen 5 und 14 Euro, ermäßigt ab 4,00 Euro, Schüler und
Kinder zwischen 7 und 17 Jahren ab 1,- Euro.. Kombiticket umfasst neben Sonderausstellungen auch das
Glasmuseum und die Ausstellungen im Altbau.
- Veranstaltungskalender, Führungen. "Forum Kunst" (jeden ersten Dienstag im Monat, 15-16.30 Uhr, 5,00 €) ist eine offene
Gesprächsreihe, in der gefragt und diskutiert wird, zum Beispiel, "Was
Sie schon immer über Kunst wissen wollten" (Programm Forum Kunst). "Blaue Stunde" (jeden 3. Donnerstag im Monat, 19 Uhr, 5,00 €): Gespräch mit Künstlern, Galeristen, Kuratoren, Sammlern und anderen Vertretern der Kunstszene (Programm Blaue Stunde). In der "Kunstpause" wird das Kunstwerk des Monats präsentiert (jeden 1. Mittwoch und Donnerstag, 12:30-12:50).
Museum + Schule + Kindergarten
Geboten werden Thementage für den Besuch mit Schulklassen und Kindergartengruppen, Lehrereinführungen und Lehrerfortbildung.
Außerdem gibt es ein Familienprogramm, den Jugendclub, Angebote für
Kunstfans, die Junge Nacht, Kindergeburtstage (ab 5 Jahren), Seminare,
Vortragsreihen, zum Beispiel die offene Ganztagsgrundschule, das
Werkstattparadies (für Vorschulkinder 4-6 Jahre), Ferienkurse.
Leider ist das
Rahmenprogramm inklusive Führungen recht unübersichtlich - am besten man
informiert sich darüber unter der Rubrik "Kulturelle Bildung" direkt
bei
der Stiftung Kunstpalast.
Wer Angebote für konkrete Termine sucht ist zudem beim
smkp-Kalender
in Internet richtig, der Angebote sortiert nach Interessensgebieten
bereitstellt. In Museum, Buchhandlungen oder bei der Touristeninfo gibt
es zudem ein Heftchen des Museum Kunstpalast mit dem dreimonatigen
Programm.
- Und wer nach dem Kunstpalast-Besuch noch Kraft in sich
verspürt, kann einige Meter in Richtung Tonhalle (in den zweiten "Innenhof")
zum NRW-Forum gehen. Dort gibt es Ausstellungen zu
In-Themen wie Design, Mode, Lifestyle, Neue Medien (zum Beispiel 2011 Glamour und Zeitgeist:
Fotografie der 60er und 70er Jahre mit vielen, vielen Sternchen).Aber
danach dann einen entspannenden Spaziergang am Rheinufer entlang ...
Fotos Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf
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Museum Kunstpalast, Ehrenhof, Düsseldorf |
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Museum Kunstpalast, Ehrenhof, Düsseldorf |
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Glasmuseum im Kunstpalast Düsseldorf
Foto: Vera Kriebel, 2010 |
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Schatzkammer im Glasmuseum Hentrich
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Foto: Vera Kriebel, 2015 |
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Nam June Paik: Mercury
Museum Kunstpalast
Foto: Vera Kriebel
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Nam June Paik: Mercury
Museum Kunstpalast
Foto: Vera Kriebel |
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Nam June Paik: Fish flies on sky
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Foto: Vera Kriebel, 2013 |
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Nam June Paik: Fish flies on sky
Museum Kunstpalast
Foto: Vera Kriebel |
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Georg Herold: o.T. (Kaviarbild)
SpotOn Sparkassensammlung, 2013
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Foto: Vera Kriebel |
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